Entrepreneur Talk

Welche Rolle spielen Innovation und Unternehmertum in der Sozialwirtschaft? 

- unser Gespräch mit Lisa von der Heydte, Professorin für Management in der Sozialwirtschaft an der Katholischen Stiftungshochschule (KSH), München.

Am  10. Januar 2024 fand unser erster Entrepreneur Talk dieses Jahres statt, bei dem Lisa von der Heydte, Professorin für Management an der Katholischen Stiftungshochschule (KSH) in München, als Gastreferentin vor 23 teilnehmenden Fellows sprach. Der spannende Austausch konzentrierte sich dabei auf die Frage, was soziale Innovationen sind und welche Rolle diese zusammen mit dem Unternehmertum in der Sozialwirtschaft spielen. 

CRITICAL FRIENDS: Der Begriff “Soziale Innovation” fließt im Alltag selten in den Sprachgebrauch - Was versteht man denn darunter ? 
Lisa von der Heydte: Innovationen, im Allgemeinen, sind Sektoren spezifisch definierbar und intern oder extern gestaltbar. Eine soziale Innovation ist ein neuartiger Ansatz, um ein soziales Problem oder ein Bedürfnis zu lösen. Dabei geht es um die Entstehung, Durchsetzung und Verbreitung neuer sozialer Praktiken in unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft. Sie sind entscheidende Motoren für den sozialen Wandel.  

Welche Rolle spielen soziale Innovationen und das Unternehmertum in der Sozialwirtschaft? 
Die Verbindung zwischen diesen beiden Komponenten nennt man " Social Entrepreneurship". Dabei geht es darum, soziale Innovationen durch das Unternehmertum in die Sozialwirtschaft zu bringen und soziale Herausforderungen durch und mit einem unternehmerischen Ansatz zu lösen. Der Bedarf und die Nachfrage sind da. 

Was wäre denn ein Best-Practice Beispiel für ein Sozialunternehmen? 
Das ist eine gute Frage - Kennt ihr Discovering Hands? Das ist eine spannende Initiative, welche den Tastsinn von blinden und sehbehinderten Frauen zur Brustkrebsfrüherkennung einsetzt. Discovering Hands bietet diesen Frauen eine zertifizierte Ausbildung zur medizinisch-taktilen Untersucherin (MTU) und ermöglicht ihnen damit, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Initiative löst durch unternehmerische Herangehensweise ein soziales und gesellschaftliches Problem zugleich, nämlich die Benachteiligung von behinderten Menschen bewusst anzugehen und zugleich durch ihre besonders ausgeprägte Tastfähigkei einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Ein großartiges Beispiel, wie eine soziale Innovation erfolgreich funktionieren kann - bitte mehr davon! 

Warum wird das Unternehmertum im sozialen Sektor immer noch als rotes Tuch angesehen und was braucht es, damit Transformation auch vermehrt in diesem Sektor stattfindet? 
Das ist wirklich eine Herausforderung, die wir vermehrt angehen müssen. Ich finde, dass es im sozialen Sektor von entscheidender Bedeutung ist, immer wieder zu betonen, dass Unternehmertum eine Methode ist und nicht mit dem Ziel kommerzieller Unternehmen einhergeht.
Veränderung zieht immer auch ein wenig Angst und Unsicherheit mit sich, und kann zu einer Krise der Neu-Identifikation führen, das ist ganz normal. Aber Veränderung führt auch zur Transformation und bietet die Möglichkeit, den Raum für Neues zu schaffen. Dabei ist es wichtig, durch Sprache & Sprachmittel den Zugang zwischen Arbeitgeber*in und Arbeitnehmer*in zu finden und eine Basis des Vertrauens und der Transparenz zu formen. So sind Veränderungsprozesse leichter zu initiieren. Es kann auch gut tun, die Leitungsebenen, die oft kulturprägend sind, mal mit einer Idee zur Transformation zu “schocken”, um so Kulturveränderung anzustupsen und neue, innovative Ansätze zu finden. 


Wie könnte ein kollaboratives Modell aussehen, wo der Soziale Sektor und die Wirtschaft voneinander lernen können? 
Ich denke, dass es enorm wichtig ist, diese beiden Sektoren nicht immer separat zu sehen und getrennt voneinander zu bespielen. Schon frühzeitig sollten wir verstärkt Schnittstellen schaffen, sei es in der Schule, im Studium oder im beruflichen Werdegang. Dies ermöglicht einen Raum für Diskurs, fördert einen kontinuierlichen Perspektivwechsel und stärkt das Verständnis für verschiedene Ansätze und Herangehensweisen.

Hast du noch abschließende Worte, die du uns als CRITICAL FRIENDS und den Leser*innen auf den Weg geben möchtest? 
Alle Innovationen, egal in welchem Sektor, sollten mehr zum Wohle der Menschheit stattfinden. Nicht nur die sozialen Innovationen! 


Vielen Dank, Lisa, für das spannende Gespräch und deine Zeit bei uns in unserem Entrepreneur Talk des Monats! 

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