Keynote auf der boot Düsseldorf

Auf Kurs zur nachhaltigen Transformation der Bootsindustrie

Auf der diesjährigen boot Düsseldorf vom 20.-28.01.2024 hielt unser Fellow Benedikt Huber eine Keynote am Blue Innovation Dock. Eingeladen von der European Boating Industry, teilte er seine Vision einer nachhaltigen Transformation der Bootsindustrie.

Benedikt Huber auf der boot Düsseldorf: Weichenstellung für eine nachhaltige Zukunft in der Bootsindustrie

Das Problem der ausgedienten Boote und der linearen Produktionslogik
Europa allein zählt rund 40.000 ausgediente Schiffe, vorwiegend kleinere Motoryachten, die jedes Jahr auf Deponien enden. Diese Boote enthalten komplexe und giftige Materialien wie faserverstärkte Kunststoffe (FGRPs) und Antifouling-Farben - ein klarer Widerspruch zu unserer Vorstellung einer Beautiful Economy.
Die gängige lineare Produktionslogik, geprägt von fossilen Energieträgern und der take-make-waste Mentalität, betont Größe, Geschwindigkeit, PS, Luxus und Komfort. Nachhaltigkeit wird oft der Performance untergeordnet. In der Nutzungsphase entstehen weitere Schäden durch Bilgewasser, Öllecks, falsche Ankertechniken, Abwässer und invasive Spezies. Nach 20 - 40 Jahren wird das Boot dann zu Müll, Recycling fast unmöglich.

Dabei scheint sich kaum jemand zu fragen, was ein wirklich gutes, kreislauforientiertes Boot ausmacht. Wie können wir ein Schiff entwerfen und nutzen, das tatsächlich gut für uns und das gesamte Leben auf dem Planeten ist? Stattdessen versuchen wir, das Bestehende zu verbessern und versuchen, Schäden zu mildern, indem wir die leicht zugänglichen Maßnahmen zur Reduzierung von Auswirkungen auf Ökosysteme kapitalisieren.


Zeit für einen Perspektivwechsel
Weniger schlecht ist nicht gut genug. Die bloße Reduzierung von negativen Auswirkungen reicht nicht aus – wir müssen das Ziel verfolgen, aktiv positiven Einfluss zu nehmen.
Ein konkretes Beispiel für diese Notwendigkeit zeigt sich in der Debatte um Biofuels als Ersatz für Diesel und Benzin. Die Annahme, dass allein die Änderung des Treibstoffs ausreicht, erweist sich als fauler Kompromiss. Die verstärkte Nachfrage nach Biofuels führt dazu, dass vermehrt Pflanzen mit hoher Biomasse angebaut werden. Ein bedeutsames Beispiel ist der großindustrielle Maisanbau in Brandenburg. Diese Praxis führt zu Bodenauslaugung, Desertifikation und einem Verlust an Biodiversität, wodurch ein weitaus komplexeres Umweltproblem entsteht, als das ursprüngliche Ziel, Boote nachhaltiger anzutreiben. Es wird deutlich, dass wir tiefgreifendere Lösungen benötigen, die die gesamte Lieferkette und ökologischen Zusammenhänge berücksichtigen.


Was ist also wirklich für eine sinnvolle Transformation der Bootsindustrie erforderlich?

  1. Priorisierung von gesunden Materialien und schrittweise Abschaffung von Giftstoffen.

  2. Gestaltung für Recycling und Upcycling.

  3. Anwendung von systemischem Denken, um die Beziehungen der Schiffe zu ihrem wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Kontext zu verstehen.

  4. Streben nach einem netto-positiven Impact.

  5. Aufklärung über verantwortungsbewusste Nutzung.

  6. Abschaffung fossiler Brennstoffe in jeglicher Form.

  7. Rethink! Reinvent! Redesign!  noch vor einem reduce, reuse, recycle innerhalb von intrinsisch schädlichen Systemen.

Die Bootsindustrie hat unglaubliches Potenzial. Sie verbindet uns Menschen mit den faszinierenden Ökosystemen der Ozeane, Seen und Flüsse. Doch eine langfristige Transformation ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch ein Selbstschutz für die Industrie.


Hier findest Du das gesamte Video zur Keynote von Benedikt.

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